500 Teams – 80 Courts – 105 Referees – 1 SVRA-Schiri

Erlebnisbericht von Jolanda Birrer, Schiedsrichterin SVRA
(auf dem Foto 3. von rechts)

Das Volleyball Festival in Phoenix AZ, USA, gilt als das Highlight Ende Saison für tausende von weiblichen Jugendlichen. Und doch ist es nicht das grösste Turnier in Amerika. Teams aus Amerika, Alaska, Hawaii, Kanada und selbst Italien treffen sich zum jährlichen Abschlussturnier in Phoenix. Die jüngsten sind gerade mal 12 Jahre alt und die ältesten 18. Sie werden begleitet von den Coaches, dem Club Direktoren und den Familien. Die wiederum bilden die grosse Zuschauerschar. So hat es stets Fans auf jedem Court. Der Court ist lediglich 24 m lang und 13 m breit. Gespielt werden darf nur auf dem Court, also muss immer mindestens der kleine Finger auf ihm bleiben. Das Turnier findet im Convention Center von Phoenix statt und wird auf zwei Etagen ausgetragen. Die 80 Courts werden von einer Gruppe von 24 Personen innerhalb von zwei Tagen aufgebaut. Vor jedem ersten Spiel des Tages wird die Landeshymne von einem Team oder einer Spielerin live gesungen. Während der Hymne steht alles still und die Menschen zeigen Nationalstolz indem sie fleissig mitsingen.
Die Volleyballregeln unterscheiden sich nur taktisch, da die technischen und die Positions-Fehler auch international gehandhabt werden. Die taktischen Regeln können das Spiel jedoch extrem beeinflussen. So darf zum Beispiel die Libera immer für dieselbe Spielerin servieren. Dies hat einen grossen Vorteil, da die Liberas oftmals auch sehr gute Aufschlagspielerinnen sind. So wird diese Taktik oft verwendet, egal ob 12- oder 18-Jährige spielen. Eine andere Taktik ist der Doppelwechsel der Passeurin und der Diagonalspielerin. Dieser bezweckt, dass vorne immer ein Dreier-Block gestellt werden kann. Das geht allerdings nur, weil die amerikanischen Regeln erlauben, dass ein Team 12 Auswechslungen vornehmen darf.
Beeindruckend ist die Technik und die Geschwindkeit, welche die jungen Frauen mitbringen. Bereits die 12- Jährigen spielen das 5-1 System und kennen verschiedene Angriffsmöglichkeiten. Die Bälle, welche von den Zuspielerinnen verteilt werden, sind präzise und technisch sauber. Dies funktioniert so gut, weil sich die Jugendlichen sehr schnell bewegen und eine grandiose Spielübersicht haben. Entgegen der internationalen Spielen kann man oft sehen, dass entweder die Passeuse oder eine andere Spielerin, welche den dritten Ball spielt, erst schaut, wo eine Lücke ist und den Ball hinten in die Ecken spielt und nicht stets die gegnerische Passeurin anspielt. So kann der Gegner überwältigt oder einen Gegenangriff verhindert werden. Interessanterweise sinkt die Geschwindkeit von den 14- und 16-Jährigen zu den 18- Jährigen. Dies aus dem einzigen Grund, dass die 18-Jährigen die High School beendet haben und nicht mehr täglich trainieren.
Als Schweizer Schiri war es eine grosse Umstellung aufgrund der taktischen Regeln und den organisatorischen Gegebenheiten. So war jeweils ein Team verantwortlich den zweiten Schiri, zwei Linienrichterinnen, eine Schreiberin, eine Liberoblatt Schreiberin und eine Zählerin zu stellen. Der Coach musste, wenn nicht als zweiter Schiri im Einsatz, stets auf dem Court sein. Die Zusammenarbeit funktionierte in den meisten Fällen sehr gut, ab und zu war man aber auch auf sich alleine gestellt. Eine grosse Herausforderung war trotz des hohen Lärmpegels, dem Hin und Her der Personen rund um den Court und den oftmals fünfstündigen Einsätzen ohne Pause die Konzentration zu behalten. In der Regel hatte ein Schiri acht Spiele zu pfeifen, oftmals das erste um 08.00 und das letzte um 19.00 Uhr. Gespielt wurde jeweils auf zwei Gewinnsätze. Ab dem zweiten Tag kamen sich die Teams näher und die Niveaus waren ausgeglichener. So gab es oftmals drei Sätze und zeitliche Verzögerungen. Ich hatte das Vergnügen alle Alterklassen ausser die 12-Jährigen zu pfeifen. Der Zufall wollte es, dass ich gar ein Spiel des italienischen Teams leiten durfte. Als Abschluss des Turniers wurde ich beim Final der 13-Jährigen als zweiter Schiri zusammen mit einer nationalen Schiedsrichterin eingeteilt. Es war für mich eine Ehre im Schweizer Schiri-Dress einzulaufen und ein Teil des Finals zu sein. Das eindrücklichste Erlebnis war allerdings das Spiel mit dem gehörlosen Team von Amerika. Es war faszinierend, wie sie miteinander auf dem Feld kommunizierten und wie gut sie gespielt haben.
Es war ein unvergessliches und eindrückliches Erlebnis in der Hitze von Arizona. Wer weiss, vielleicht findet nächstes Jahr ein Team aus dem Aargau den Weg nach Phoenix AZ.

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