Alina Stäuble: schlagkräftig, angriffig, diagonal

Als Diagonalspielerin spielt Alina Stäuble sowohl beim BTV Aarau als auch im U19-Nationalteam eine zentrale Rolle und hat sich mit dem Nationalteam für die EM qualifiziert.
Als sich das U19-Nationalteam der Volleyballerinnen im April – zum ersten Mal nach 16 Jahren wieder – für die Europameisterschaft (27. August bis 4. September in Skopje) qualifizierte, jubelte auch eine Fricktalerin: Alina Stäuble aus Gipf-Oberfrick. Die 17-jährige Diagonalspielerin sieht ihre Zukunft als Profi in der Bundesliga.
Läuft die Meisterschaft, ist es schwierig bis unmöglich, mit der Stammspielerin des Jugend-Nationalteams einen Termin zu vereinbaren – unter der Woche Schulunterricht im Sportgymnasium in Aarau, unterbrochen von sieben Trainingseinheiten (fünf 1. Liga, plus ab nächster Saison zwei Nationalliga B), zweimal Krafttraining. Am Wochenende Meisterschaftsspiele mit dem 1. Liga-Team des Nationalen Nachwuchsvereins (NNV) BTV Aarau sowie bereits vereinzelte Einsätze in der Nationalliga B. Das geht so von September bis Anfang April – so lang dauert die Volleyball-Saison. Anfang Mai findet dann für die vier qualifizierten Teams die Schweizer Meisterschaft statt.
Jetzt habe sie für ein Gespräch Zeit, meinte die 17-jährige Gipf-Oberfrickerin kürzlich. Jetzt im Juni und auch im Juli trainiere sie nur, an den Wochenenden habe sie frei. Zeit also, um auf den erfolgreichen Frühling zurückzublicken, vor allem aber Zeit, Energie zu tanken für das bevorstehende Grossereignis: die Europameisterschaft in Skopje.
In Mazedoniens Hauptstadt will die 180 Zentimeter grosse Linkshänderin ihre ganze Sprung- und Schlagkraft einsetzen, um in der Gruppe mit Serbien, Kroatien, Rumänien, der Türkei sowie einem weiteren, noch unbekannten Team der Qualifikationsrunde, das Schweizer Team zum Erfolg zu führen. Wobei, die Qualifikation an sich ist ja bereits eine Sensation. Das letzte Mal gelang das einer Juniorinnen-Nati vor 16 Jahren.
Als Diagonalspielerin muss Alina Stäuble angreifen, wuchtig schlagen und für Punkte sorgen. Viel Verantwortung. Wie geht sie mit dem Druck um? «Ich übernehme gerne Verantwortung und bin das als ehemalige Beach-Volleyballerin, mit nur einer Mitspielerin auf dem Feld sowie als Captain des 1. Liga-Teams des NNV BTV Aarau auch gewohnt.»

Es begann im Februar
Das Projekt EM startete früh in diesem Jahr mit der Vorbereitung auf die beiden Qualifikationsspiele. Ab Anfang Februar verbrachten die U19-Spielerinnen alle zwei Wochen zwei gemeinsame Tage in Schönenwerd. «Auf diese Weise konnten wir regelmässig intensiv zusammen trainieren.» Neben den Trainings fanden auch mit Teams aus den beiden obersten Schweizer Spielklassen, den Nationalligen B und A, Trainingsspiele statt; übernachtet wurde im Pfadi-Heim.
Die EM-Qualifikationsspiele bestritten die Schweizerinnen dann im April in Bosnien gegen die Teams von Montenegro und Bosnien-Herzegowina. Alina Stäuble: «Das sind zwar nicht gerade die Top-Nationen im Volleyball, aber dazu zählt die Schweiz ja bisher auch nicht.»
Das Spiel gegen Montenegro begann nicht optimal. Nach drei Sätzen lagen die Schweizerinnen mit 1:2 in Rückstand, doch dann wendeten sie das Blatt. Bei Spielschluss, nach fünf Sätzen, hiess es 3:2 für die Schweiz. Ganz anders verlief das Spiel gegen Bosnien-Herzegowina. Die Schweizerinnen gaben keinen Satz ab und gewannen mit 3:0. So einfach wie das Schlussresultat daherkommt, sei es trotzdem nicht gewesen, betont Alina. «Als Gastgeber der EM-Quali hatte Bosnien das Publikum ganz auf seiner Seite. Wir wurden bei jeder Ballberührung ausgebuht. Am Anfang haben wir deshalb auch ein paar Fehler mehr gemacht.» Mit der Zeit hätten die Buhrufe allerdings einen anderen Effekt gehabt: «Sie haben uns zusätzlich angespornt.»
Die Stimmung in der vollbesetzten Halle ist denn auch das, was Alina an Bosnien am meisten beeindruckt hat. Die junge Frau lächelt und fügt erklärend hinzu: «Vom Land habe ich ja ausser dem immer gleichen Weg vom Hotel zur Halle nichts gesehen.» Nach einer kurzen Pause setzt sie hinzu: «Es wäre schön, wenn wir unsere Meisterschaftsspiele auch vor so einer Kulisse austragen könnten.»

«Nur» der dritte Rang
Dass es wenige Wochen nach der erfolgreichen EM-Qualif ikation dann nicht mehr so recht klappen wollte mit der Konzentration auf die Schweizer Meisterschaft (30. Mai / 1. April), fuchst die ehrgeizige junge Frau schon etwas. «Der dritte Meisterschafts-Rang ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Im letzten Jahr wurden wir U19-Schweizermeisterinnen.» Mit wir meint sie den BTV Aarau. Doch allzu gross umstellen muss sich Alina Stäuble nicht, wenn sie vom BTV-Dress ins Trikot des Nationalteams wechselt. Fast die Hälfte des BTV Aarau-Teams spielt auch in der U19-Nationalmannschaft. Die restlichen Spielerinnen stammen unter anderem aus den Reihen des Vize-Schweizermeisters Volleyball Academy Zürich. Die spielfreie Zeit der Pandemie, als sie ausser gemeinsam trainieren nichts machen konnten, habe das U19-Gefüge so richtig zusammengeschweisst, erzählt Alina Stäuble.
Team-Geist herrscht auch am Sportgymnasium. «Wir verpassen wegen dem Sport ja immer wieder Schulstunden. Da wir in einer Klasse aus unterschiedlichen Sportarten kommen, fallen die Absenzen auch zu unterschiedlichen Zeiten an. Beim Nachholen des Stoffes sind wir uns in vorher zugeteilten Tandems dann gegenseitig behilflich.»
Noch drei Jahre hat Alina Stäuble bis zur Matur. Ende Kantonsschule will sie den Sprung in die Nationalliga A geschafft haben. Und wie solls dann weitergehen? «Dann möchte ich studieren und mein grosses Ziel ist es, als Profi in der deutschen Bundesliga zu spielen.» Spätestens dann wird Alina Stäuble wieder in ausverkauften Hallen spielen können. Doch zunächst freut sie sich jetzt auf die Spiele an der Europameisterschaft in Skopje.

Text: Simone Rufli, NFZ

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