Leon Dervisaj: «Mein grosses Ziel ist die Champions-League.»

Der 22-jährige Zuspieler spielt seit vergangener Saison in der Deutschen Bundesliga und hat damit den ersten Schritt in Richtung seines Traumziels getan. Vorletztes Wochenende konnte er mit seinem Team das Ausscheiden im Viertelfinale nicht verhindern und beendete mit diesem Spiel die Saison 2018/2019. Wie die Volleyballgeschichte von Leon begann, wo er im Moment beruflich steht und was ihm seine Fingernägel bedeuten, erfahren wir im Portrait.
Der Name Dervisaj ist im Aargauer Volleyball wohl bekannt. Bujar Dervisaj ist Sportlicher Leiter, Cheftrainer der Talentschule Aargau und Headcoach des Nationalliga A Teams aus Schönenwerd. Viele würden annehmen, dass sein Sohn Leon offensichtlich durch ihn zum Volleyballsport kam. Doch im Gespräch erzählt der 22-Jährige, dass ihn seine Mutter mit 13 zum Volleyballtraining ‘geschleift’ habe! Er sei ein fauler Gamer-Teenager gewesen und stand dem Sport skeptisch entgegen. Erst nach einiger Zeit, als er selbst seine Fortschritte beobachtete, kam auch der Spass an diesem Sport. «Volleyball ist eine sehr komplexe Sportart», analysiert Leon. «Das macht für mich persönlich aber auch den Reiz aus, denn man muss viele verschiedene Fähigkeiten beherrschen.» Es hört sich also eher wie eine Liebe auf den zweiten Blick an. Von diesem holprigen Start abgesehen hat Leon mittlerweile einen steilen Werdegang hingelegt. Dass er ein gutes Händchen hat, fiel schnell auf und so war er für die Zuspieler-Position prädestiniert. Ausgebildet wurde er beim BTV Aarau und in der Talentschule. Bei Volley Schönenwerd war er Teil des NLA-Teams, bevor er vergangene Saison den Schritt ins Ausland wagte. Er spielte im Dress des TSV Herrsching in der Ersten Deutschen Bundesliga. Die Saison beendete der „GeilsteClubderWelt“, wie sich der Verein selber nennt, vor einer Woche mit dem Aus im Viertelfinale. Auf seine Rolle im Team angesprochen, antwortet Dervisaj: «Ich sehe mich selbst als Mitspieler, der für jeden Spass zu haben ist und nicht zu den ruhigen Typen gehört.»

Mehrere Medaillen bei Jugendmeisterschaften
Etwas vom faulen Typen ist aber immer noch in Leon zu finden, denn auf die Frage wieso er sich für die Halle anstatt das Beachvolleyball entschieden habe, antwortet er schmunzelnd: «Weil es nicht so anstrengend ist!» Zeit in der Halle verbringt er doch einige. Er besucht acht bis zehn Trainingseinheiten in der Woche, was sich auf etwa 16 bis 20 Trainingsstunden aufsummiert. Der ambitionierte Passeur konnte aber auch schon einige Erfolge feiern. Neben einigen Schweizermeistertiteln bei den Junioren, durfte er sich auch schon mehrere Medaillen bei den Aktiven um den Hals hängen lassen. Diese steile Erfolgskurve hat sicher auch damit zu tun, dass er noch keine gravierende Verletzung erlitten hat. Bei einem Blick auf seine Hand fällt jedoch der kleine krumme Finger auf. Dieser wurde bei einem Block so stark zertrümmert, dass er auch nach zwei Operationen, 21 Schrauben und zwei Platten noch krumm ist. Wirklich beeinflussen tue es ihn aber nicht, ausser dass er für jedes Training und Spiel getapt werden muss. Hat ihn diese Fingerverletzung zu seinem persönlichen Ritual in der Spielvorbereitung bewegt? «Mein Ritual ist es, meine Fingernägel vor jedem Gameday zu schneiden», erzählt Dervisaj. Ganz im Vordergrund an einem Spieltag stehe jedoch der Spass, das Gewinnen und vor allem alles zu geben. Dieser Spass am Volleyball sei ihm in der Talentschule vermittelt worden. Er erzählt über seine Zeit an der Alten Kantonsschule in Aarau: «Der Talentschule verdanke ich eigentlich alles, was ich im Volleyball erreicht habe, denn ohne sie hätte ich es niemals so weit geschafft. Ich habe gelernt, an mir selbst zu arbeiten, aber gleichzeitig den Spass an der Sportart nicht zu vergessen.» Ausserdem habe er Freundschaften fürs Leben geschlossen. Dies klingt, als habe er dadurch auch die Kraft gefunden, jeden Tag aufs Neue in der Halle sein Bestes zu geben. Denn der 22-Jährige ist noch lange nicht an seinem Karriereende angelangt: «Mein grosses Ziel ist die Champions-League und mein Traumziel sind die Olympischen Spiele.»

Sport und Ausbildung gehen zusammen
Bei so ambitionierten Zielen könnte man annehmen, dass der Bundesliga-Spieler seinen Sport professionell ausübt. Seine Ausbildung lässt er aber nicht ruhen. Er studiert Sport-Business Management und befindet sich in seinem Studium im vierten Semester. Wie er wohl diese Ausbildung neben seinem vollen Trainingsalltag verfolgen kann und alles unter einen Hut bringt? «Da ich ein Fernstudium mache und dieses auf acht statt sechs Semester verteilen konnte, ist das kein Problem für mich», erzählt Leon. Sein Ausbildungsziel ist kurzfristig seine nächsten Prüfungen zu bestehen, um dann langfristig sein Bachelordiplom in der Hand halten zu können.

Text: Roxana Wenger
Fotos: zVg

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