Mario Motta und Reto Giger führen die Nati an die EM

Der Nationaltrainer der Schweizer Herrenvolleyballmannschaft Mario Motta und ihr Kapitän Reto Giger schaffen mit dem Team erstmals die Qualifikation für die Endrunde der Europameisterschaften. Im sechsten und letzten Spiel der Selektionsphase schlagen sie das Team aus Bosnien-Herzegovina in der Betoncoupearena in Schönenwerd klar in drei Sätzen.
Die Qualifikation für die EM 2023 war das erklärte Ziel vom umtriebigen und engagierten Trainer Mario Motta, der das Team 2017 übernahm. Er war überzeugt, dass die Schweizer Spieler mittlerweile die Qualität hätten, um mit den besten auf dem Kontinent mitzuhalten. Allerdings musste die Nationalmannschaft dieses Jahr mehrere Rücktritte von älteren, routinierten Spielern hinnehmen. Das Team startete im Juni als heterogene Gruppe in die Vorbereitungsphase. Mario Motta verstand es aber, sie als Einheit zusammen zu schweissen, aus jedem Spieler das Beste heraus zu holen und sie mental so zu stärken, dass sie überzeugt waren, dass sie die Qualifikation schaffen würden. Eine wichtige Stütze bildeten neben vielen „jungen Wilden“ die erfahrenen Spieler wie Mischa von Burg, Luca Ulrich, Quentin Zeller und natürlich der Passeur Reto Giger. Dieser wurde vom Team zum Kapitän gewählt: „Die Wahl zum Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft ist für mich eine Ehre und bedeutet natürlich auch eine grosse Verantwortung,“ erklärte der 1.96-Hühne, der eine Saison in Polen und eine in Estland unter Vertag stand und nun wieder für Volley Schönenwerd in der NLA spielt. „Meine Aufgabe ist es, meine jahrelange Erfahrung ins Spiel zu bringen und als Spielmacher jeden auf dem Feld seinen Stärken entsprechend optimal einzusetzen. Ich wollte den jüngeren Spielern auch Ruhe und Vertrauen schenken, dass sie ihre Leistung bringen können. Es war klar, dass wir diesen Schritt nur gemeinsam als Team schaffen können.“

Starke Leistung des ganzen Teams
Die Vorbereitung im Juli lief leider alles andere als ideal. Jovan Djokic, ein wichtiger Leistungsträger, verletzte sich schwer und konnte nicht dabei sein. Die geplanten Trainingsspiele gegen Teams in Osteuropa konnten aufgrund kurzfristiger Absagen und Visaproblemen nicht stattfinden.
So musste die Mannschaft Anfang August mit einem grossen Fragezeichen, was das Spielniveau betraf, ins erste Qualifikationsspiel auswärts gegen Bosnien-Herzegovina starten. Den ersten Satz mussten sie noch abgeben, dann gewannen sie aber das Spiel mit 1-3. Dann stand das erste Heimspiel am 7. August in Schönenwerd gegen den Favoriten Rumänien auf dem Programm. Die Schweizer starteten gut – gewannen den ersten Satz – verloren dann aber etwas den Rhythmus. Unter den frenetischen Anfeuerungsrufen der vielen Zuschauenden fanden sie aber immer besser ins Spiel und schafften am Ende einen überraschenden 3-2-Sieg! Nur drei Tage später folgte das nächste Heimspiel gegen Albanien. Die Eidgenossen verpassten wieder den ersten Satz, besannen sich dann aber ihrer Stärken und durften beim Abpfiff einen 3-1-Sieg bejubeln. Im Rückspiel auswärts beim selben Gegner – nur vier Tage danach – liess das Schweizer Team nichts anbrennen und siegte klar mit 3-0. Am Mittwoch 17. August stand das entscheidende Rückspiel auswärts gegen die starken Rumänen an. Mit einem Sieg hätten sich die Motta-Jungs direkt für die Endrunde qualifizieren können. Es entwickelte sich ein hart umkämpftes Spiel. Alle Sätze waren sehr knapp und jeder Punkt ein offener Schlagabtausch. Das Spiel kippte hin und her und am Ende musste der 5. Satz die Entscheidung bringen. Leider reichten bei den Schweizern die Kräfte nicht mehr und sie mussten sich mit einer 2-3 Niederlagen geschlagen geben. Da sie aber von den fünf Spielen drei gewannen und im vierten noch einen Punkt holten, reichte das für den zweiten Gruppenrang.

Geschichte geschrieben
Im letzten Spiel am vergangenen Sonntag gegen Bosnien-Herzegovina mussten sie also mindestens zwei Sätze gewinnen, um sich einen Platz an der EM zu sichern. Das letzte Spiel der Qualifikationskampagne fand wieder in Schönenwerd statt und die 1100 Zuschauenden sorgten für lautstarke Unterstützung. Sie feuerten das Team an und trieben sie von Punkt zu Punkt. Die Schweizer behielten die Nerven und trugen sich mit einem souveränen 3-0-Sieg in die Geschichtsbücher ein.
Der Kapitän Reto Giger war nach dem Spiel erschöpft, aber überwältigt von den Emotionen: „Wir haben mehrere Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet. Dass wir es als Team geschafft haben, macht mich sehr stolz. Jeder – auch die Reservespieler – haben einen Teil dazu beigetragen, dass es geklappt hat. Ich freue mich, nächstes Jahr gegen die grossen Nationen antreten zu dürfen.“
Ein sehr emotionaler Mario Motta erklärte nach dem Spiel: „Es war ein langer Weg, den wir mit diesem Team 2017 begonnen haben. Seitdem verbesserten wir uns Jahr für Jahr. Dieses Jahr haben wir – trotz schwieriger Umstände – Geschichte geschrieben!“ Mit dem Erreichen der Qualifikation musste der Nationaltrainer noch seine verlorene Wette einlösen. Er hatte den Spielern versprochen, dass sie ihm einen neuen Haarschnitt verpassen dürften, wenn sie die Qualifikation schaffen würden. Noch auf dem Spielfeld fielen die ersten Strähnen und Djokic kannte keine Gnade bis auch das letzte Büschel Haare weg war!

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