Peer Harksen: Von der Talent School Aargau in die NLA und die Nationalmannschaft

Peer Harksen ist 17-facher Schweizer Nationalspieler und Kapitän bei Volley Luzern. Was für ihn den Reiz als Zuspieler ausmacht, wieso Peer mit viel Zuversicht auf die diesjährige EM-Qualifikation schaut und welches sein grösster Traum ist, erfährst du im Portrait.
Der Steinhauser mit Jahrgang 1995 spielt schon seit der Saison 2011/12 für die Schweizer Nationalmannschaft, damals allerdings noch bei den Junioren und auch nur unregelmässig. Als er 2016 das erste Aufgebot für die Elite Nationalmannschaft erhielt, hat Peer keine Sekunde gezögert. Für ihn sei es eine grosse Ehre, die Schweizer Farben vertreten zu dürfen, es erfülle ihn mit Stolz: „Viele junge Spieler träumen davon, für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Wenn man dann die Gelegenheit dazu erhält, muss man sie nutzen“, so der Zuger. Dies obschon der zeitliche Aufwand gross sei und man auf vieles verzichten müsse. Als nächstes Highlight startet diesen August die Qualifikation für die Europameisterschaft 2019. Neu qualifizieren sich 24 Teams für die EM, bisher waren es 16. Dies und die Tatsache, dass die Schweizer Elite-Auswahl nun schon über längere Zeit mit dem gleichen, jungen Kaderstamm unterwegs ist, gibt Harksen viel Zuversicht, sich für das Turnier qualifizieren zu können. Denn in den vergangenen Spielen hat die Nationalmannschaft ihr Potential immer wieder angedeutet. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, ist Peer überzeugt. „Mit der neuen Volleyballhalle, dem Trainingsstützpunkt in Schönenwerd, werden sich unsere Trainingsbedingungen weiter verbessern.“ Vor allem für die rund eineinhalb Monate zwischen Meisterschaftsende und Nationalmannschaft-Start erhofft sich Peer, dass 1-2 Mal pro Woche in Schönenwerd trainiert werden kann. „Dies ist wichtig, damit die Abstimmung und die physische Form nicht verloren gehen.“ Dass durch diese zusätzlichen Trainings beinahe keine Zeit mehr für andere Aktivitäten bleibt, ist Peer egal. „Nur so können wir uns der europäischen Spitze weiter annähern. Zeit für Ferien habe ich, wenn ich pensioniert bin.“

Dirigent in Nationalmannschaft und Klub
Sowohl in der Nationalmannschaft als auch im Verein bei Volley Luzern weiss Peer als Zuspieler zu überzeugen. Der „Youngster of the year 2017“ gefällt auch im Block, am Service und in der Verteidigung. „Rein passtechnisch gesehen gibt es sicher noch bessere Zuspieler in der Schweiz, jedoch mache ich mit meinen Allrounder-Stärken, meinem Spielwitz und meinem frechen Auftreten diesen Umstand wett“, so der ambitionierte Zuger. Diese Position passt denn auch zu Peers Persönlichkeit, denn er steht gerne im Mittelpunkt. Er vergleicht seine Aufgabe mit derjenigen des ehemaligen italienischen Fussballstars Andrea Pirlo, welcher das Spiel seiner Mannschaft dirigierte und gestaltete, beinahe wie ein Künstler. „Als Zuspieler ist man einem grossen Druck ausgesetzt, doch das macht mir nichts aus, denn ich übernehme gerne Verantwortung.“ Peer beschreibt sich zudem als „etwas verrückt“ und ist vom Typ her eher emotional. Auf dem Feld versucht er mit seinem Feuer das gesamte Team mitreissen.

Wille ist wichtiger als Talent
Und auch bei den „bluebrothers“, wie sich Volley Luzern oftmals auch nennt, läuft’s für den 1.94 Meter grossen Volleyballer und sein Team rund. Zwar sind die Luzerner am Wochenende im Viertelfinale des Mobiliar Volley Cup gegen Amriswil ausgeschieden. in der Meisterschaft aber  befindet sich die Mannschaft momentan auf dem vierten Tabellenrang. Das Ziel ist, diesen Platz zu halten und sich somit das Heimrecht für die Playoffs zu sichern. Für Peer ist es die dritte Saison in Luzern, auf diese Saison hin wurde er vom Team zum Kapitän gewählt. Dies bedeutet dem jungen Leader viel. Es sei ein Zeichen, dass er sich im Team Respekt verschafft hat und als Vorbild wahrgenommen werde. Peer hat in den drei Jahren in der Zentralschweiz stets Fortschritte gemacht – als Spieler und mit der Mannschaft. Zu verdanken hat er dies seinem Fleiss, seinem enormen Willen, seinem Ehrgeiz und wie er sagt seinem Headcoach, der Australierin Lauren Bertolacci, welche Ende Saison den Verein verlässt. „Ich schätze sehr, was sie alles für mich getan hat, ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin“, zeigt sich Peer dankbar. Peer ist zudem überzeugt, dass nicht bloss das Talent, sondern auch der Wille ausschlaggebend seien für den Erfolg. Wie seine Zukunft aussieht, ist noch unsicher. In Luzern gefällt es Peer sehr gut, aber vielleicht würde ein „Sprung ins kalte Wasser“ zu einem anderen Verein, wie Peer es nennt, guttun, um nochmals einen Schritt nach vorne zu machen. Und auch sein grosser Traum, ein Wechsel ins Ausland, verliert der „bluebrother“ nicht aus den Augen. „Wichtig ist, dass ich mich in einem Team wohl fühle. Ein attraktives Angebot aus dem Ausland würde ich sicherlich genau analysieren und wenn alles passt zuschlagen.“

Mathestudium als Ausgleich
Nebst der volleyballerischen Karriere hat Peer im September mit dem Mathematik-Studium an der Universität Zürich begonnen. Auch seine Eltern haben ihm zu einer Ausbildung neben dem Volleyball geraten. Der hohe Stellenwert, welche eine solide Ausbildung in der Schweiz geniesst, sei ein Problem für den Sport. Denn durch das Drücken der Schulbank geht wichtige Trainingszeit verloren. Diesem Umstand geschuldet sind auch die früher häufig wechselnden Kaderzusammensetzungen in der Nationalmannschaft. Immer wieder sind Nationalspieler der Ausbildung wegen aus dem Kader ausgetreten, was für die Konstanz und Entwicklung der Mannschaft nicht förderlich war. Mittlerweile hat sich dieses Problem etwas relativiert, da man an den Hochschulen flexibler ist als früher und mehr auf den Leistungssport Rücksicht nimmt. Für Peer, welcher Anfangs Februar seine ersten Prüfungen schreibt, kommt eine Reduktion der Trainingszeit während der Lernphase indes nicht infrage. Er hat seine Vorlesungen im ersten Semester darum so gewählt, dass er nur 24 anstelle von 30 möglichen Credit Points erreicht. Nach seinem Studium kann sich der Zuger gut vorstellen, als Gymi-Lehrer zu arbeiten. „Neben Volleyball und Studium bleibt kaum noch Zeit für anderes. Zum Glück spielt meine Freundin auch Volleyball, wir besuchen oftmals gegenseitig unsere Spiele.“ Enorm wichtig für Peer sei seine Familie. „Die Unterstützung von meinen Eltern ist riesig, sie begleiten mich an so viele Spiele wie möglich.“ Und auch Erik, welcher seit dieser Saison bei Volley Luzern als Libero fungiert, dürfte mächtig stolz sein auf seinen kleinen Bruder und Teamkapitän.

Text und Fotos: von SwissVolley zur Verfügung gestellt

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