Reto Giger tritt aus dem Nationalteam zurück

Nach zehnjähriger Mitgliedschaft im Schweizer Volleyball-Nationalteam und 78 Einsätzen im rot-weissen Dress hat der 33-jährige Spielmacher Reto Giger aus Gipf-Oberfrick den Rücktritt gegeben. Als Kapitän schaffte er 2022 mit seinem Team die historischen Siege in der EM-Qualifikationsphase und sorgte dafür, dass nach über 50 Jahren die Schweizer Herren-Nationalmannschaft an der EM in Italien dabei sein konnte.
Mit neun Jahren lernte der aus Aarau-Rohr stammende Reto Giger beim BTV Aarau das Spiel mit dem gelb-blau-weissen Ball. Sein Vater war Trainer der U12-Mannschaft, zu der auch seine beiden Brüder Robin und Noel gehörten. Zusammen durften sie 2012 den ersten U12-Schweizermeistertitel feiern. Die Position des Zuspielers entsprach seinem Charakter. Mit seiner ruhigen, überlegten und cleveren Art sowie seinem einzigartigen, technischen Können schafft er es immer wieder, seine Angreifer ideal in Szene zu setzen. Als Drahtzieher im Hintergrund versteht er es, die Spiel-Taktik optimal umzusetzen und sein Team zum Sieg zu führen. Nach mehreren Saisons in der Schweizer NLA bei Volley Schönenwerd und Volley Näfels erhielt er 2018 einen Vertrag in Radom beim damaligen Weltmeister Polen. Nach einem weiteren Auslandsjahr in Estland zog es Reto Giger wieder zurück zu seinem Heimatverein Volley Schönenwerd, wo er als Halbprofi angestellt ist und zudem als Informatiker arbeitet. 458 bestritt er in den letzten Jahren mit den Solothurnern und sicherte sich als Kapitän zusammen mit der Mannschaft 2023 und 2024 den Schweizermeistertitel. Der nationale Verband Swiss Volley ehrte ihn zudem im April dieses Jahres als «besten Schweizer Spieler».

2013 Debüt im Nationaldress
Natürlich blieben Reto Gigers Talente auch dem Nationaltrainer Dario Betello nicht verborgen. Am 6. Juli 2013 an der Universiade im russischen Kasan im Spiel gegen Australien durfte er zum ersten Mal im Schweizer Dress auflaufen. «Für mich war es immer eine Ehre, unser Land an internationalen Wettkämpfen zu vertreten», erinnert sich der Oberfricker. «Am liebsten hatte ich aber die Spiele vor heimischem Publikum! Wir haben super Fans, die mit ihrer lautstarken Unterstützung den Spielern einen zusätzlichen Energieschub geben. Unvergessen sind für mich die EM-Qualifikationsspiele 2022, an denen das ganze Team – getragen von frenetisch anfeuernden Fans – Höchstleistungen zeigte und die historische Qualifikation für die EM 2023 in Italien schaffte. Als Kapitän war ich unglaublich stolz auf die Mannschaft, die zusammen mit Trainer Mario Motta das Unmögliche erreicht hat.»

Rücktritt nach 78 Länderspielen
Der 33-jährige führt zwei Hauptgründe an, warum er nicht mehr im Schweizer Dress spielen wird. Einerseits ist die körperliche Belastung übers ganze Jahr hindurch beträchtlich. Kaum ist die Meisterschaft im April zu Ende, stehen schon die ersten Trainingslager und Testspiele mit der Nationalmannschaft an und dauern den ganzen Sommer über. Der zweite Grund ist die traurige Tatsache, dass im Schweizer Volleyballsport nicht genügend finanzielle Mittel vorhanden sind. Die Nationalspieler erhalten während ihres Einsatzes für ihr Land Kost und Logie, aber keine Lohnausfallentschädigung. «Ich hätte gerne noch ein paar Jahre im Nationalteam gespielt, aber mit meinen aktuellen Lebensplänen kann ich mir einen mehrmonatigen Lohnausfall leider nicht leisten», stellt der 33-jährige Teamleader fest. Ich war immer stolz, Teil von der Nationalmannschaft zu sein und die Zeit hat mir unvergesslichen Momente beschert. Das Highlight war zweifellos die Teilnahme an der EM 2023. Durch den Volleyballsport hatte ich die Chance, viele neue Orte zu sehen, spannende Erfahrungen und Erinnerungen zu sammeln sowie interessante Leute kennen zu lernen. Über die Jahre sind Freundschaften fürs Leben entstanden. Schwierig waren für mich, die wochenlangen Trennungen von der Familie und den Freunden.»

EM-Quali läuft
Die Schweizer Nationalmannschaft spielt aktuell die Qualifikation zur EM 2026. Nach Testspielen im Juli/August in Ungarn, Nordmazedonien und Griechenland stand am letzten Samstag der erste Ernstkampf auswärts gegen Schweden an. Nach einem 0-2-Rückstand konnte das Team mit dem neuen Trainer Juan Manuel Serramalera das Spiel noch drehen und einen 3-2-Sieg verbuchen. Am 25. August um 17 Uhr spielt die Schweiz ihr Heimspiel in Schönenwerd gegen Spanien.

Text: Regula Rügge
Foto: Damien Sengstag

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