Vom Libero aus Aarau zum Profi-Passeur in Polen

Reto Giger hat erreicht, wovon viele Volleyballer träumen: Seit dieser Saison verteilt der 27-Jährige die Bälle beim polnischen Plus-Ligist Cerrad Czarni Radom, wo er momentan mit seinem Team um einen Platz in den Playoffs der höchsten Volleyball-Liga in Polen kämpft.

Reto Giger gehört zu den Top-Passeuren der Schweiz und mischt nun auch in einer der weltweit besten Volleyball-Liga mit. Bei der Frage, weshalb er sich gerade für das Angebot in Polen entschieden hat, kommt der Aargauer sogleich ins Schwärmen: «Polen ist Weltmeister! In dieser Liga spielen die weltbesten Spieler! Die Liga lockt mit lukrativen Verträgen und besticht durch grosse Hallen, volleyballverrückte Fans und einem professionellen Umfeld. Für mich als Sportler ist das der perfekte Ort!“ Obwohl der Volleyballsport in der Schweiz bezüglich Professionalität am Aufholen sei, seien die Dimensionen in Polen anders. «Die Hallen sind grösser, die Zuschauerzahlen um einiges höher und jeder Club hat einen Fanclub, welcher für grossartige Stimmung sorgt. Aus sportlicher Sicht bin ich rundum betreut, so dass ich mich zu 100% auf Volleyball konzentrieren kann», erklärt Giger die Unterschiede. Zudem komme in Polen das Challenge-System mit Zeitlupenvideo zum Einsatz, was für die Schiedsrichter eine Entlastung bei schwierigen Entscheidungen darstellt. Als einziger Minuspunkt von diesem Schritt ins Ausland sieht der Zuspieler die Distanz zu Familie, Freunden und seiner Freundin.

50 Spiele mit der Nationalmannschaft
Anfang Januar war Giger in der Schweiz, denn er ist seit sechs Jahren Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft. «Es ist jedes Mal eine Ehre für die Schweiz zu aufzulaufen. Ganz besonders, weil wir endlich wieder vor Schweizer Publikum auftreten durften», so Giger. Jedoch musste sich die Herren-Nationalmannschaft mit 2:3 gegen die Ukraine geschlagen geben, was gleichzeitig auch keine Teilnahme an den Europameisterschaften im 2019 bedeutete. Trotz dieser Enttäuschung sieht der Aargauer aber auch die positive Entwicklung der Mannschaft: «Ich bin stolz, wie sich das sehr junge Team entwickelt hat und freue mich auf weitere Jahre mit der Mannschaft.» Etwas Positives hatte das Spiel mit dem bitteren Ende gegen die Ukraine jedoch für den gelernten Informatiker Giger, denn er wurde zum wertvollsten Spieler gewählt, was er dankbar anerkennt: «Diese Auszeichnung war sehr wertvoll für mich und bestätigt, dass ich mit meinen Auslandabenteuer auf dem richtigen Weg bin.»

Beim BTV Aarau als Libero gestartet
Den richtigen Weg hat ihm während seiner Juniorenzeit beim BTV Aarau unter anderem sein Trainer Rolf Heiniger gezeigt, denn der heute 194 cm grosse Giger wurde ursprünglich für die Libero-Position ausgebildet. Heiniger hat jedoch sein Potential im Zuspiel erkannt und den heutigen Profi zum Passeur umgeschult. Nebst der grossen Verantwortung, die ein Zuspieler übernimmt, gefällt Giger an seiner Aufgabe als Spielmacher eines besonders: «Mir gefällt das Finden der besten Lösung bei jedem Ballwechsel. Als Spieler halte ich mich ungern an fixe Regeln und versuche immer den Gegner zu überraschen.» Mit dem Überraschungseffekt habe er schon den einen oder anderen Gegner geärgert, erzählt der Aargauer lachend. Was denn eigentlich sein Traum sei im Volleyballsport? Einen eigentlichen Traum hat der sympathische Volleyballprofi nicht. Er setzt sich jedes Jahr neue Ziele und arbeitet regelmässig daran, seine bestehenden Fähigkeiten zu verbessern. Was aber Giger motiviert, ist die Liebe zu diesem Sport: «Der Reiz des Volleyballsports liegt ganz klar in der Vielfalt: jeder Ballwechsel ist anders. Es ist ein sehr physischer und gleichzeitig sehr technischer Sport, wobei ich die Kraft und die Geschwindigkeit faszinierend finde. Zudem ist es ein Teamsport, den mich jeden Tag vor neue Herausforderungen stellt – alles in allem mein Traumsport!»

Text von Nathalie Künzli

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